Bericht von Susanne Träupmann vom Bonner Generalanzeiger vom 21. Januar 2024:Ausbildungsbörse in Bornheim: Unternehmen kämpfen um jeden Azubi
Ob Handwerk, Dienstleistung, medizinische Berufe oder der soziale Bereich: Nicht nur der Fachkräftemangel macht vielen Unternehmen zu schaffen, sondern ebenso die Suche nach Nachwuchs. Unter anderem Berufsbörsen für Schüler sollen Abhilfe schaffen. Wie zum Beispiel der „Markt der Möglichkeiten“ der Ursulinenschulen in Hersel. Schülerinnen und Schüler aus der gesamten Region nutzten die Chance zur beruflichen Orientierung an den Ständen von 73 Unternehmen, Institutionen, Behörden oder Hochschulen.
Seit 1990 wird die Berufsbörse von den Elternpflegschaften von Gymnasium und Realschule organisiert. „Mittlerweile werden wir sogar von Unternehmen angefragt“, sagte Hans Fassbender, stellvertretender Vorsitzender der Schulpflegschaft des Gymnasiums. Doch hat man als Teenager bereits eine konkrete Vorstellung davon, was man einmal beruflich machen möchte? Das ist vermutlich die Ausnahme.
Im Kita-Bereich hat die Stadt Bornheim noch vier Ausbildungsplätze frei
Die Realschülerinnen Alina (15) und Lisa (14) informierten sich etwa am Stand der Stadt Bornheim über die Ausbildung zur Erzieherin. Ein Berufszweig, der unter dem Arbeitskräftemangel besonders leidet. Im Kita-Bereich bietet die Stadt für das Ausbildungsjahr 2024/25 insgesamt 18 Ausbildungsplätze an. Vier sind noch frei. „Das hier ist für uns eine gute Werbung“, sagte Christina Jelen, Abteilungsleiterin im Bereich Organisation und Personal bei der Stadtverwaltung.
Um jeden Azubi kämpft auch die Gesundheitsbranche. So war das Universitätsklinikum Bonn mit einem großen Aufgebot an Mitarbeitern, inklusive aktuellen Auszubildenden, angerückt. Dass viele Stellen offen seien, sei auch eine Folge des demografischen Wandels, meinte Daniela Wallbaum, kommissarische Leiterin der Schule der Medizinischen Technologie für Radiologie am Uniklinikum. Zwar hätten die Ausbildungsstellen bisher immer alle besetzt werden können, dennoch müsste man stets versuchen, möglichst viele Azubis zu bekommen. Hospitationen sollen Interessierte für eine Ausbildung begeistern.
Kaum Handwerk auf der Ausbildungsbörse
Mit Tischlermeister Tobias Gregor und der Gartenbaumschule Fuhs waren nur zwei Handwerksbetriebe auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten. Für Holger Krause, Leiter des Berufsinformationszentrums der Bundesagentur für Arbeit, war das zu wenig. Seinen Ausführungen nach gibt es alleine im Handwerk 100 verschiedene Arbeitslehrberufe. „Wenn man auf einer Börse nicht präsent ist, ist es nicht einfach, Auszubildende zu finden“, meinte er.
Tobias Gregor, an dessen Stand beim Hobeln die Holzspäne flogen, kann sich über Nachwuchsmangel tatsächlich nicht beklagen. Pro Ausbildungsstelle, die er anbiete, erhalte er zehn Bewerbungen, sagte er. Aspekte wie Aufmerksamkeit, Lernbereitschaft und Fleiß sind für die Tischlermeister Voraussetzungen, die ein Bewerber erfüllen muss. Pünktlichkeit könne man den jungen Leuten anerziehen, meinte er. Gregor hoffte darauf, Schülerinnen und Schüler sein Handwerk als Alternative zu kaufmännischen Ausbildungen und Studiengängen nahebringen zu können.
Die Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit, Villemombler Straße 101, in Bonn bieten Schülerinnen und Schülern eine individuelle Berufsberatung an. Anmelden können sich Interessierte unter 08 00/4 55 55 00.
Weitere Informationen gibt es auf www.arbeitsagentur.de/bonn..