Exkursion GK Evangelische Religion Q2:Besuch eines multireligiösen Gebets in Bonn
Das Konzept des „Room of One“
Das Gebet fand im „Room of One“ statt, einem Raum, der allen Religionen und Weltanschauungen offensteht. Dieser Raum soll nicht nur ein Ort der Andacht sein, sondern auch des gegenseitigen Verstehens und der Zusammenarbeit. Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Konflikten und sozialer Ungerechtigkeit möchte das Projekt zeigen, dass Religionen gemeinsam eine positive Rolle bei der Gestaltung der Zukunft spielen können. Seinen Ursprung findet dieses Konzept schon 1986 in einem von Papst Johannes Paul II. initiierten Gebet in Assisi für den Frieden.
Ablauf und Elemente des Gebets
Das Gebet stand unter dem Thema „Gerechtigkeit“ und beinhaltete Beiträge aus Judentum, Christentum und Islam. Es begann mit dem muslimischen Adhãn, dem Gebetsruf, der alle Gläubigen – Juden, Christen und Muslime – einlud, gemeinsam zu beten, da sie alle an den einen Gott glauben. Es folgten jüdische Gebetselemente wie der Lobgesang Davids und ein liturgischer Vortrag sowie ein christliches Gebet in deutscher Sprache.
Ein besonderes Merkmal war die Einbindung von Liedern, die entweder aus den jeweiligen religiösen Traditionen stammten oder so gestaltet waren, dass sie von allen Teilnehmenden gesungen werden konten. Dies unterstrich die Offenheit und Inklusivität des Projekts. Besonders beeindruckend für uns war der Vortrag des gregorianischen Gesangs von Daniel Tilch. Den Abschluss bildete ein Wochenimpuls, der abwechselnd von den beteiligten Religionen gestaltet wird. Bei unserem Besuch ging es um die vergangene Weihnachtszeit und die Geschichte des sprechenden Jesus als Baby – das Motiv verdeutlicht besonders den Appell, allen Menschen eine Stimme zu geben, die in ihrem alltäglichen Leben nicht über eine Plattform verfügen. Besonders im heutigen Kontext der sozialen Ungerechtigkeit und Kriege sei es von großer Bedeutung, sich gegenseitig zuzuhören und seine Anliegen ernst zu nehmen.
Nach dem Gebet hatten wir die Gelegenheit, mit den Projektbeteiligten – Prof. Dr. Klaus von Stosch, Dr. Annette M. Boeckler und Dr. Nasrin Bani Assadi – ins Gespräch zu kommen. Sie berichteten von den Beweggründen und Herausforderungen, ein solches Projekt zu organisieren. Besonders beeindruckend war ihre Überzeugung, dass Religionen nicht nur Verantwortung für ihre eigenen Gläubigen, sondern für die gesamte Gesellschaft tragen. Interessant war auch zu erfahren, wie viel Überlegung und Gespräch notwendig war, um ein Konzept zu entwickeln, das den respektvollen Umgang mit allen Religionen ermöglicht.
Der Besuch des multireligiösen Gebets machte deutlich, wie wichtig es ist, religiöse Vielfalt nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung zu betrachten, weshalb wir Sie einladen möchten, die religionsübergreifende Gemeinschaft im wöchentlichen Gebet selbst zu erleben. Diese Veranstaltung findet jeden Donnerstag um 14 Uhr im Kapitelsaal des Bonner Münsters statt.
Die Initiative „Faiths United for the Planet“ zeigt, dass die Zusammenarbeit der Religionen entscheidend sein kann, um globale Herausforderungen zu bewältigen und ein friedliches Miteinander zu fördern.