Zeitzeugin zu Besuch: Frau Brosbach und ihre Flucht aus der DDR:DDR-Geschichte live


Am 04.02.2020 besuchte uns Frau Brosbach, die kurz vor dem Ende des zweiten Weltkrieges geboren wurde und ihre Kindheit in der DDR verbrachte. Wir, die G9a und c beschäftigten uns in der letzten Zeit mit dem Thema: Nachkriegszeit in der DDR. Daher organisierten Frau Lehn und Frau Fuchs einen Besuch einer Zeitzeugin. Als Frau Brosbach in den Raum kam, wo wir alle schon gespannt warteten, strahlte sie schon mit einer Energie. Man spürte ihre Freude am Erzählen und ihre positive Lebenseinstellung.
Zu Beginn erzählte sie über die Geschichte hinter ihrem Vornamen Heidrun. Denn eigentlich sollte sie Evelin heißen. Doch in ihrem Geburtskrankenhaus wurde dieser Name nicht erlaubt, da dieser Name aus dem Englischen stamme. Die Hebamme schlug anschließend ihrer Mutter den Namen Heidrun vor, weil eine Hauptperson aus einem Buch, welches die Hebamme las, Heidrun hieß.

Mir ist ihr Humor und ihre detaillierten Beschreibungen von Anekdoten besonders im Gedächtnis geblieben. Beispielsweise erzählte sie, dass sie während der Schulzeit in der langweiligen Pause, die darin bestand im Kreis um den Schuldirektor herum zu laufen, manchmal hinter seinem Rücken kurz verschwand um auf das schönere stille Örtchen zu gehen, welches nur für die jüngeren Schüler war.
Außerdem bereitete Frau Brosbach zur Auflockerung zwei kurze Rollenspiele vor, die die Gefühle und Szene eines Grenzübergangs zeigen sollten. Wir Schüler hatten viel Freude bei dieser Aktion.
Anschließend erfuhren wir von ihrer Flucht aus der DDR, die sie mit 17 Jahren machte. Ihr Ziel war es ihre Eltern und jüngere Schwester wieder zu sehen, denn diese blieben damals nach einem genehmigten Besuches auf der Westseite. Heidrun war sehr glücklich darüber, dass ihre Familie diese Chance nutzten, um sich dem Staat „zu widersetzen“. Eines Abends fasste sie den Entschluss ebenfalls zu fliehen. Mit geheimer Hilfe ihres Großvaters, Arbeitgebers und Bekannten schaffte sie dies dann und fuhr mit einem ausgeklügelten Plan in Richtung Westberlin. Als sie vorgab zur Ostsee zu fahren, stieg sie an der Zwischenstation in Westberlin aus. Da sie noch minderjährig war, wurde sie dort anschließend in die Obhut des Staates genommen. Und durch ein Wunder oder durch Schicksal erfuhr sie den Aufenthaltsort ihrer Familie. Nach einem weiteren langen Weg konnte sie nun endlich ihre Mutter wieder im Arm halten, zu der sie eine starke Bindung hatte.

Als wir zum Schluss erfuhren, dass sie bei uns zum ersten Mal als Zeitzeugin gearbeitet hat, waren wir alle sehr erstaunt, denn sie wirkte sehr routiniert und professionell. Und es war sehr schade, dass wir nach der kurzweiligen Doppelstunde keine Zeit mehr hatten unsere Fragen zu ihrem Leben zu stellen.
Mich hat Frau Brosbach sehr zum Nachdenken angeregt, denn sie suchte in jeder traurigen oder bedrückenden Geschichte ihres Lebens die positiven Seiten, obwohl sie sich deren negativen Seiten ebenfalls bewusst ist.
Danke Frau Brosbach, dass sie sich uns geöffnet haben und ihre Lebensgeschichte mit uns geteilt haben.